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OpenAI greift Chrome an: Neuer KI-Browser ChatGPT Atlas gestartet

OpenAI, das Unternehmen hinter ChatGPT, hat am Dienstagabend seinen ersten eigenen Browser veröffentlicht. ChatGPT Atlas soll das Surfen im Internet neu definieren als „intelligentere Art, das Web zu erkunden“. Der Start erfolgt zunächst für macOS, Versionen für Windows, iOS und Android sind in Arbeit.

Mit Atlas betritt OpenAI ein Marktsegment, das bisher dominiert wurde von Google Chrome, Safari und Firefox und schickt sich an, die Art, wie Menschen im Netz suchen und arbeiten, grundlegend zu verändern.

von Olivia Wykretowicz

Browser Atlas von OpenAI

KI trifft Browser: ChatGPT wird zum ständigen Begleiter

Im Mittelpunkt von Atlas steht die direkte Integration von ChatGPT in eine Seitenleiste. Nutzer:innen können die KI auf jeder Website aktivieren, um Inhalte zusammenzufassen, Informationen zu erklären oder Textvorschläge zu erhalten. Wer etwa E-Mails schreibt oder Online-Formulare ausfüllt, kann markierte Textpassagen direkt umformulieren lassen, ohne die Anwendung zu wechseln. So verschmelzen Recherche, Schreiben und KI-Assistenz zu einem einheitlichen Arbeitsfluss.

Atlas basiert auf Chromium, der offenen Grundlage vieler moderner Browser wie Chrome oder Edge. Dadurch lassen sich auch bestehende Chrome-Erweiterungen nutzen. Ein klarer Vorteil beim Einstieg in den Markt.

„Browser mit Gedächtnis“: KI-gestützte Verlaufssuche

Eine der auffälligsten Neuerungen ist das sogenannte Browser Memory. Atlas merkt sich besuchte Seiten, Suchanfragen und Kontexte und kann daraus mit natürlicher Sprache Rückfragen beantworten. Beispielsweise: „Welche Hotelangebote habe ich mir gestern in Rom angesehen?“ oder „Welche Stellenanzeigen hatte ich letzte Woche offen?“ Der Browser ruft passende Ergebnisse auf oder fasst sie automatisch zusammen.

Für Nutzer:innen, die ihre Daten lieber lokal speichern, gibt es einen ausgeloggten Modus, der ohne Synchronisierung oder Konto-Anmeldung funktioniert.

KI-Agenten: Vom Recherchieren zum Handeln

Ein weiteres zentrales Element ist der Agentenmodus. Hier übernimmt die KI auf Wunsch komplette Abläufe, etwa das Finden eines Rezepts, das Ausfüllen von Formularen oder das Bestellen von Produkten im Netz. In ersten Tests funktionierte das teils zuverlässig, teils noch fehleranfällig. Der Agentenmodus steht derzeit nur für zahlende ChatGPT-Plus-, Pro- oder Business-Nutzer:innen bereit.

Strategische Bedeutung: Konkurrenz für Googles Kerngeschäft

Mit Atlas greift OpenAI den Browser- und Suchmarkt direkt an. Während Chrome weltweit rund 70 Prozent Marktanteil hält, könnte Atlas langfristig Teile des Such- und Werbe-Traffics abziehen. OpenAI setzt dabei auf ähnliche wirtschaftliche Mechanismen wie Google: Die Integration von KI-Assistenten in den Browser soll künftig auch neue Werbemodelle ermöglichen. Bislang ist Atlas noch werbefrei.

Es ist ein konsequenter, aber anspruchsvoller Schritt: Viele Menschen sind seit Jahren an Google gewöhnt. Dennoch könnte die Verbindung aus Suchmaschine, KI-Chat und automatisierten Agenten das Surfverhalten nachhaltig verändern. Hinzu kommen die deutlichen rechtlichen Folgen: Sobald KI-Agenten eigenständig im Browser handeln, können Datenschutz-, Haftungs- und Transparenzpflichten greifen, insbesondere bei Online-Käufen oder Vertragsabschlüssen.

Atlas ist damit kein gewöhnlicher Browser, sondern der Prototyp eines KI-vernetzten Ökosystems und eine ernsthafte Herausforderung für Googles Dominanz im Web.

Für Verbraucher:innen entsteht ein bequemer, aber datenintensiver Raum, in dem KI zunehmend Entscheidungen unterstützt.

Unternehmen sollten frühzeitig prüfen, wie sie ihre Systeme und Datenschutzhinweise an diese neue Form der KI-Interaktion anpassen.

Wir informieren Sie laufend über neue Entwicklungen zum KI-Recht und stehen Ihnen mit unserer spezialisierten Rechtsberatung im Bereich KI-Recht zur Seite.

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